Winkelhaken
Abb. :: Winkelhaken
© andrea hitzler
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Zum Messen von Schriftgraden, Laufweiten, Zeilenabständen, Linienstärken etc. werden unterschiedliche typographische Maßsysteme verwendet.

Im Bereich der Printmedien bilden gegenwärtig der typographische Punkt mit den Varianten Didot-, Pica- und DTP-Punkt, auch PostScript-Punkt, das metrische System (m, cm, mm), und verschiedene Zoll-Systeme (z.B. das engl. Zoll ~ inch) die Bezugsgrößen der typographischen Maßsysteme.

Im Jahr 1737 schuf der Pariser Schriftgießer Pierre Simon Fournier das typographische Punktsystem, das 1785 durch Françoise Ambrois Didot verbessert wurde und sich später in ganz Europa verbreitete. Ursprünglich hatte Didot den Didot-Punkt auf genau 0,376065 mm festgelegt, wobei er das alte französische Längenmaß, den Fuß, durch 72 geteilt hat. Das typografische Punktmaß basiert auf einem Duodezimalsystem. Die kleinste Einheit ist der Punkt (abgekürzt p).

1879 wurde der Didot-Punkt von dem deutschen Typographen Hermann Berthold im Auftrag der Vereinigung der deutschen Schriftgießereien zur Abstimmung auf das metrische System auf 0,376 mm abgerundet.

Nachdem Ende der 1960ger Jahre die Fotosatzsysteme der dritten Generation (erstmals waren die Zeichen digital in der Setzmaschine gespeichert) den Bleisatz endgültig abzulösen begannen, wurde 1973 nochmals eine Anpassung an das metrische Maßsystem durch Abrunden des Didot-Punkts auf 0,375 mm vorgenommen.

Anders als in Europa wurde in den Vereinigten Staaten von Amerika zunächst das Fournier-System weiterbenutzt; im 19. Jahrhundert entstand in der angelsäschsischen Welt durch Verschmelzung des Fournier-Systems mit dem britischen Caslon-System das Pica-Punkt-System.

Die kleinste typographische Maßeinheit im traditionellen Pica-Punkt-System ist ein Pica-Punkt, wobei ein Punkt abgerundet 0,351 mm misst. Beide Maßsysteme (Didot und Pica) verwenden als Zahlenbasis die Zahl Zwölf, sind also Duodezimalsysteme. Ein Pica-Punkt ist um 0,025 mm kleiner als der kontinentaleuropäische Didot-Punkt.

Im Zug der Digitalisierung des gesamten Herstellungsprozesses gedruckter und digital publizierter Medien einschließlich der Druckvorstufe hat das anglo-amerikanische Pica-Punkt-System den Didot-Punkt weitgehend verdrängt.

Inzwischen wird in in professionellen Grafikprogrammen der DTP- oder PostScript-Punkt verwendet; dabei entspricht 1 inch exakt 72 DTP-Punkt bzw. gerundet 0,3528 mm (im traditionellen Druck hingegen entspricht 1 inch 72,27 Pica-Punkt).

Diese verwirrende Vielzahl von Maßsystemen und zwar ähnlich klingenden, inhaltlich doch z.T. sehr verschiedenen Begriffen führt auch heute noch zu unerwarteten Problemen im Umgang mit professionellen Layout-, Zeichen- und Bildbearbeitungsprogrammen sowie bei der Zusammenarbeit von Grafikern und Mediengestaltern mit den Betrieben des Druck- und Weiterverarbeitungsgewerbes. Die unterschiedlichen Definitionen und Normen (DIN/ISO), Umrechnungsmodi und Rundungsalgorithmen der verschiedenen Softwarehersteller bergen zusätzliche Schwierigkeiten. Der bewußte Umgang mit den verschiedenen Maßsystemen und die Kalibrierung der eigenen Arbeitsumgebung sind unabdingbare Voraussetzungen für ein präzises und vorgabengetreues Arbeiten.

Bei der Gestaltung elektronischer Medien kommen zusätzlich noch Pixel (kleinster Bildpunkt gemessen in dpi = dots per inch), die Schrifthöhe = em (entspricht dem Geviert), die Kleinbuchstabenhöhe des Buchstaben x = ex, sowie prozentuale Werte = %, (gemessen an der elementeigenen Größe oder der Größe des Elternelements) zum Einsatz.

Eine vollständige Kontrolle über die Darstellung von Schrift auf Webseiten ist nahezu unmöglich, da die verschiedenen Browser (Internet-Explorer, Firefox, Safari, Opera, Google-Chrome u.a. in den unterschiedlichen Betriebssystemen (Windows, Macintosh, Linux), die jeweiligen Browserversionen und der eine oder andere Fehler in der Programmierung der Browser zu sehr unterschiedlichen Darstellungsergebnissen von Eigenschaften wie beispielsweise font-size (Schriftgröße) führen können.